Reallabore

Reallabore sind Einrichtungen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Sie bieten einen Rahmen, um Forschungs-, Praxis- und Bildungsziele zu verfolgen. Reallabore sind transformativ ausgerichtet und verfolgen gesellschaftlich(e) … Ziele. In Reallaboren werden transdisziplinäre Projekte »insbesondere Realexperimente« umgesetzt.“ (Beecroft et al. 2018)

LernRAUM-Reallabore arbeiten an den Schnittstellen von Lernen und Raum und bieten eine inter- und transdisziplinäre Lernumgebung für alle beteiligten Akteur*innen.

An einer Projektschule, die ihre pädagogischen Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts mit dem räumlichen Umfeld ihrer Gebäude des 19. oder 20. Jahrhunderts in Einklang bringen will, arbeiten Studierende der Pädagogik und Architektur gemeinsam mit Schüler*nnen und Lehrer*nnen in einem co-kreativen Prozess.

In einem fünftägigen Projekt werden generationenübergereifend Ideen zur Gestaltung der schulischen Lernumgebung entwickelt und skizziert, an 1:10-Modellen geprüft, als Prototypen gebaut und öffentlich präsentiert.

Anschließenden werden die Ergebnisse von den schulischen Akteur*innen getestet, mit dem Ziel diese einerseits evaluiert und weiterentwickelt in der Praxis umzusetzen und anderseits übergeordnete Bedarfs- Muster im Rahmen der Aktionsforschung zu identifizieren.

FIlM-Beispiele für gelungene LernRAUM-Reallabore

Lese(T)räume – St. Magdalena (Südtirol 2020)

Das LernraumReallabor als transdiziplinärer Workshop.

Link zu Video II [Vertiefung]

Schule als Lern- und Lebensraum (Wigoltingen 2020)

Elemente und Instrumente einer kooperativen Schulraumentwicklung

Bewegung und Lernen. Gemeinschaftsgrundschule Henry Dunant (Düsseldorf 2020)

In zwei Transfer-Workshops wurden neue Raumkonzepte von Lehrkäften, Schülerinnen und Schülern getestet.

Netzwelten – Grundschule Stoffeler Straße (Düsseldorf 2019)

Architektur-Studierende der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft haben sich mit der Entwicklung von Lernräumen beschäftigt. Durch das Projekt NetzRAUMwelten sollen schlummernde Raumpotenziale in Bestandsbauten mittels Netz- und Textilflächen aktiviert werden und als schulische Lern- und Bewegungsflächen dienen.

in Kooperation mit der Sophia::Akademie und der Alanus-Hochschule

Ideen Raum geben – LernRAUMlabor Evangelische Schule Neukölln (Berlin, 2019)

Nie hätte ich gedacht, dass Raum so viel Inspiration entfalten kann, dass er eine ganze Schule mitsamt der Unterrichtsentwicklung bewegt. (Claudia Hoppe, Schulleiterin, August 2019)

Bewegte Lernwelten – Volksschule Unterer Stadtplatz Hall (Tirol 2018)

Schülerinnen und Schüler der Volksschule Unterer Stadtplatz entwickeln im Rahmen des Erasmus+ Projektes PULS+ gemeinsam mit Studierenden der Fakultät für Architektur an der Universität Innsbruck neue Schulmöbel und Lernräume für die Zukunft (November 2018).

in Kooperation mit der Universität Innsbruck

Lernräume bewegen uns – Gesamtschule Rosenhöhe (Bielefeld 2017)

Die Schüler*innen und Lehrer*innen der Gesamtschule Rosenhöhe Bielefeld haben gemeinsam ihr Schulgebäude geplant. Sie haben überlegt, wie es sich gut lernt und wie der Unterricht zukünftig sein soll. Herausgekommen ist ein ambitioniertes Konzept.

Schule attraktiver machen – Impulsschule und Rose-Schule (Steyr 2016 )

Schülerinnen und Schüler der Impulsschule und der Rose-Schule Steyr präsentieren im Rahmen des Forschungsprojektes Erasmus+ innovative multifunktionelle Schulmöbel.

in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz

Transdisziplinäre Lehr- und Lernformate als Element der Hochschulentwicklung

Learners must go out into the real world and engage with the core challenges of our time”. There is a need for “relevant »labs« for student participation and learning by doing” to bridge the “knowing-doing gap” of our time.

(Scharmer 2019)

Das LernRAUM-Reallabor verknüpft reale Aufgabenstellungen einer innovativen schulischen Praxis mit der Aus- und Weiterbildung an Hochschulen und bildet so eine besondere transdisziplinäre und multiperspektivische Lernumgebung.

In diesem Aus-, Weiterbildungs- und Praxisverbund werden aktuelle Aufgabenstellungen der Hoch-, Schul- und Unterrichtsentwicklung in ihren Wechselwirkungen zum Raum bearbeitet und weiterentwickelt.

Von der Perspektive zum Projekt

Im Rahmen des Projekts werden fünf Lernperspektiven in einem generationsübergreifenden Lern-projekt zusammengeführt:

  • Schule: Schülerinnen und Schüler Berufsschule: Schülerinnen und Schüler
  • Hochschule: 
    • Studierende aus Pädagogik, Architektur und Design
    • Transdisziplinäre Weiterbildung: PULS-Universitätskurs Lernen und Raum entwickeln
  • Berufliche Praxis: Lehrpersonen der Projektschule – integrale Weiterbildung
Prozessschritte

Die Prozessschritte des LernRAUM-Reallabore sind vergleichbar mit dem Ansatz des Design Thinkings.

  • verstehen/sich einfühlen
  • beobachten/forschen
  • Perspektiven/definieren
  • Ideen/finden
  • Prototypen/entwickeln
  • testen
  • implementieren
WeQ more than IQ

Die Grundhaltung ist geprägt von

  • Team und Prozess
  • Austausch auf Augenhöhe
  • Lernen in Gemeinschaft
  • Beteiligung und Integration
  • Potenzialentfaltung
  • generationenübergreifende Wissensvernetzung
  • ergebnisoffen
  • inklusiv im Sinne aller

(vlg. P. Spiegel: WeQ More than IQ, 2015)

Resonanz und Reflexionen

… über das Reallabor der Volkschule Unterer Stadtplatz in Hall

“Partizipation – Co-creation – Empowerment. Das ist für mich schon ein Erfolg, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Ideen zuerst zu Papier bringen, sich mit einander austauschen und mithilfe von Erwachsenen, von Studierenden von Pädagogen und Pädagoginnen das umsetzen können – zuerst in einem kleinen Modell.
Ich finde das aus der Perspektive von Kindern total spannend, wenn sie dann miterleben können, wie ihr kleines Modell, ihre Idee Gestalt annimmt und als 1:1-Modell dann im Schulhaus Anwendung findet.
Diese Partizipation zwischen den Erwachsenen und den Kindern ist für mich etwas ganz Wertvolles. Kinder in ihrem Arbeiten, ihrem in ihrem Tun und ihrem Denken ernstzunehmen und sie als ernstzunehmende Partner, mit ihnen gemeinsam das Schulhaus gestalten. “

Dr. Ingrid Handle, Landesschulinspektorin

„Für mich war die Exkursion (Hospitation) zu dem Projekt „Reallabore“ sehr bereichernd. Es war beeindruckend, mit welcher Begeisterung die Kinder, aber auch die Studenten und Studentinnen mitarbeiteten. Von Erzählungen des Direktors habe ich im Vorfeld erfahren, dass zehn Räume für dieses Projekt freizuräumen waren.
Daher erwartete ich mir Unruhe oder Platzprobleme, da der Regelunterricht nicht unterbrochen werden konnte. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Es war eine herzliche Stimmung zu spüren; die Lehrerinnen ließen die Klassentüren offen bzw. arbeiteten mit Kleingruppen am Gang.
Auch die Diskussionen mit den anderen Kollegen und der Kollegin von Puls waren wertvoll für mich, da wir über die Spannungsfelder Sicherheit (Normen und Recht) und der Praxis diskutierten. Mir wurde bewusst, welches Wissen wichtig ist (z.B. wie man selbst Gefahrenevaluierungen durchführen kann, um auch selbst Geräte bauen zu dürfen), um Ängste nehmen zu können.“

Takacs Katharina, Teilnehmerin des Universitätskurses

„Besonders beeindruckt hat mich die Vorstellung der von den Architekturstudenten und -studentinnen entworfenen und in Zusammenarbeit mit den Schülern und Schülerinnen gebauten Schulmöbel.
Die Kinder führten die Nutzmöglichkeiten ihrer vorwiegend aus Wabenpappe gefertigten Objekte vor und veranschaulichten so auch die didaktischen Anwendungsmöglichkeiten. Die modulare Struktur der Möbel ergab sich aus den didaktischen Ansätzen, die am Beginn des Entwurfsprozesses mit den Pädagogen der Schule besprochen worden waren. Es zeigte sich, dass vor allem die einfachen Entwürfe die besten Nutzmöglichkeiten boten.
Sehr schön war wiederum der Austausch mit den anderen anwesenden TN des Kurses. So entsteht langsam ein Geflecht an Themen und Ansätzen im Umfeld von Lernen und Raum, das weiter und tiefer gesponnen wird.In jeder Hinsicht eine enorme berufliche und persönliche Bereicherung!“

Thilo Doldi, Teilnehmer des Universitätskurses

über das Reallabor in der Gesamtschule Rosenhöhe in Bielefeld

Die Impulse der Studierenden werden wiederum von der Schule aufgegriffen und in den Schulentwicklungsprozess eingegliedert. 

„Liebe Studierende in Innsbruck, die erste Phase unseres pädagogischen Raumprojektes haben wir… mit einer beeindruckenden Präsentation auch Ihrer Ergebnisse abgeschlossen. Zu diesem Erfolg haben Ihre Arbeiten … wesentlich beigetragen. Die Erarbeitung der Evaluationsergebnisse schaffen uns Vergewisserung, zeigen uns aber auch Innovationsbedarfe auf. Die entwickelten Modelle bieten allen Beteiligten Orientierung und schaffen ein „Verständnis“ für den neuen Raum…

Claudia Hoppe, Leitende Gesamtschuldirektorin

über Lehrveranstaltungen

„Durch die Zusammenarbeit mit Studierenden einer anderen Fakultät wurden mir neue Türen geöffnet.“

„Der interdisziplinäre Effekt war dabei von großer Hilfe.“

„Es gab … zwei Wissensgebiete, von denen man jeweils in einem Experte war und in dem andern der Laie. So gab es die klassische Schüler-Meister-Situation nicht.“

„Wir konnten untereinander sehr viel Wissen austauschen.“

„Auch die Arbeit mit den anderen Studenten gab mir wieder einen größeren Weitblick, der oftmals im Studium verloren gegangen ist.“

„Meiner Meinung (nach) gibt es leider noch zu wenige solche Lehrveranstaltungen, die wirklich von der Praxis Schule ausgehen und somit nicht nur eine theoretische Auseinandersetzung bedeuten … Ich bin mir sicher, dass ich als Lehrperson noch viele alte Konzepte in der Praxis vorfinden werde. Doch ich weiß nun, wie wichtig eine kreative und motivierende Raumgestaltung ist; deshalb würde ich mich freuen, mich in meiner späteren Profession als Lehrerin für eine Umgestaltung einzusetzen und dabei mitzuwirken.“